Buchtipp: Neuland von Ildikò von Kürthy
Hallo ihr Lieben!
Ich mache gerade eine unfreiwillige Medien-Detox-Kur! Mein Handy ist kaputt und das W-Lan zuhause spinnt auch schon die ganze Zeit. Mein Instagram-Account ist gerade tot, kann mit meinem Ersatzhandy keine guten Bilder machen und im Blog veröffentlichen macht auch keinen Spaß, wenn das W-Lan nicht flüssig läuft.
Es ist schon komisch, ich hätte nie gedacht, dass ich schon eine gewisse Abhängigkeit von Handy und W-Lan habe. Mit meinen Kindern schimpfe ich regelmäßig, weil sie, meiner Meinung nach, zu viel Zeit mit den Medien verbringen, aber selber bin ich auch nicht besser. Aber hey, ich macht das alles natürlich rein geschäftlich, versteht sich ja von selbst.
Ich habe gerade ein Ersatzhandy, das im Gegensatz zu meinen geliebten IPhone 6, ganz, ganz, mini klein ist. Komm ich gar nicht damit klar! Als alte Frau hab ich mir ein großes Handy gegönnt, ich seh nicht mehr so gut. Völlig irrational, habe ich mir statt einer Brille, ein großes Handy gekauft. Okay, ich sehe (oder sehe es eben nicht) ein, es führt kein Weg mehr am Augenarzt vorbei!!! Den Termin schiebe ich seid Wochen vor mich her, noch geht´s ja, noch erkenne ich meine Kinder und auch wenn ich die Augen ganz, ganz fest zumache, ich sehe meine Hausarbeit. Vielleicht sollte ich statt einen Brille zu kaufen, lieber eine Putzfrau einstellen. Aber vielleicht bin ich inzwischen so blind, und stelle dann eine ganz attraktive Putzfrau ein und mein Mann brennt dann mit ihr durch. Kennt man ja, solche Geschichten, aus Hollywood.
Da ich meine ganzes Leben keine Probleme mit den Augen hatte, habe ich jetzt bestimmt so ´ne altersbedingte Kurzsichtigkeit. Der körperliche Verfall ist dann wohl nicht mehr aufzuhalten, ich muss mich jetzt mit Sachen auseinandersetzten, auf die hab ich echt keine Bock, wie Brille oder mir langsam Gedanken machen ähnlich derer aus Annett Louisans Song: “ Wie kriege ich die Zeit bis zu meiner Beerdigung noch rum?“
Fragen, die sich auch Frau von Kürthy in ihren neuen Buch „Neuland- wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ stellt und ganz wunderbar in diesem Buch verarbeitet.
Ich mag Ildikò von Kürthy sehr und sie ist eine der wenigen Schriftstellerinnen von typischen Frauenromanen, die ich lese. Auch freu ich mich jedes mal wenn ich sie im Fernsehen sehe, ich finde sie sehr witzig und intelligent.
In „Neuland“ nimmt uns Frau von Kürthy auf eine einjährige Reise mit, voller Selbsterfahrungs- und Selbstoptimierungsversuchen. Von Personal Trainer, Meditation, Schweigekloster bis hin zu Botox, Blond und Extentions, sie lässt nichts aus, was die heutige Optimierungsindustrie so hergibt.
Ich ziehe den Hut vor ihr, schon alleine das Pensum, welches sie in diesem einem Jahr abarbeitet, ist bemerkenswert!
Viele ihrer Gedanken sind Frauen ab 40 nur zu gut bekannt, auch wenn sie nur Luxusgedanken sind. Natürlich gibt es auf der Welt größere Probleme als die Haarfarbe, aber “ Frau“ ist halt, wie sie ist und somit nicht immer rational ( es gibt tatsächlich Frauen, die kaufen sich ein größeres Handy anstatt einer Brille, doch, echt, ich kenn da Eine).
Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen, habe mich oft selbst wiedergefunden und kenne viele dieser Selbstzweifel genauso wie wahrscheinlich jede Frau ab 40.
Frau von Kürthy bleibt ihren Schreibstil treu, vieles ist nicht ganz ernst zu nehmen und überspitzt komisch, manche Stellen lassen einen nachdenklich zurück, andere wiederum machen einfach nur gute Laune.
Mit knapp 400 Seiten ist dieses Buch nicht gerade dünn, trotzdem hätte ich mir noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um die eine oder andere Erfahrung noch mehr zu vertiefen. Es ist auch optisch sehr gelungen, mit vielen Fotos und tollen Illustrationen, schon allein das Cover und das Foto auf der Innenseite des Buches sind irre. Wahnsinn wie man sich in einem Jahr verändern kann.
Für mich ist dieses Buch gelungen und ich danke Frau von Kürthy von Herzen für all diese Selbstversuche, ich kann mir jetzt ein paar davon sparen!
Tja und was ich mir nun definitiv nicht sparen kann, ich mein Gang zum Augenarzt, da ich weiterhin die Buchstaben meiner Bücher, die Tastatur meines Laptops und mein Weinglas sehen will.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag ohne Selbstzweifel und Altersgebrechen! Und für mich wünsche ich mir, mein Handy würde wieder den Weg zu mir nach Hause finden!
Eure Dani