Weltfrauentag und ein paar Gedanken
Heute ist Weltfrauentag und als Jungsmama stehe ich natürlich hier auf verlorenen Posten. Mein Alltag besteht abwechselnd zwischen Prinzessin und Knecht, je nachdem, wie es den Jungs in den Kram passt. Mal werde ich geliebt und gedrückt, mal wird mit mir gemotzt. Unermüdlich kämpfe ich hier um Frauenrechte und bekomme dann ein Augenrollen und den Spruch: Mama hängt wieder die Feministin raus! Oh ja, das tue ich, ob sie es hören wollen oder nicht. Ich sehe mich in der Pflicht, meine Jungs auch für Frauenthemen zu sensibilisieren, vor allem, weil ich für mich das klassische Frauenbild gewählt habe.
Ich bin sehr dankbar als Frau in Deutschland zu leben und frei über mein Leben bestimmen zu dürfen, aber es ist auch wichtig zu sehen, dass wir immer noch sehr weit weg von Gleichberechtigung sind. Ein paar Beispiele über die wir uns keine Gedanken machen oder auch nicht wissen oder auch nur zur Erinnerung?
- Frauen verdienen immer noch weniger, sind mehr in Teilzeit und wenig in Führungspositionen beschäftigt
- sie sind dadurch mehr von Altersarmut betroffen
- die Durchschnittstemperatur am Arbeitsplatz ist ca. 5° Grad zu kalt
- Arbeitsschutzkleidung ist auf Männer zugeschnitten, Handschuhe zu groß , Hemden zu eng usw.
- Care- Arbeit wie Kinderbetreuung und Altenpflege wird meistens noch von Frauen getätigt
- Alleinerziehende zahlen mehr Steuern
- die Wahrscheinlichkeit bei einem Autounfall zu sterben oder sich sehr schwer zu verletzten, ist größer, da Frauen leichter und kleiner sind und auch noch Brüste haben, es aber fast ausschließlich Crashtestdummys gibt, die nach dem Vorbild eines Mannes hergestellt sind
- die Spracherkennung in Autos reagiert zu 70% auf männliche Stimmen, Millionen von Autos hören nicht auf ihre Besitzerin
- Algorithmen werden von männlichen Programmierern gefüttert, das führt dazu, das KI-Roberter männliche Bewerber beim Bewerbungsgespräch vorziehen
- Herzinfarkte werden nicht erkannt und falsch behandelt, weil Frauen andere Symptome haben
- Medikamente werden meist an Männern erprobt, da Frauen hormonelle Schwankungen haben (z.B. Periode) und dann ist es zu teuer
- die Forschung für hormonelle Verhütungsmittel für den Mann findet fast nicht statt, da Nebenwirkungen zu stark sind, übrigens die gleichen die wir uns täglich mit der Pille reinpfeiffen
- die Toilettenschlangen könnten vermieden werden, wenn man berücksichtigt, dass Frauen länger brauchen, weil sie z.B. Kinder oder alte Menschen dabeihaben oder eben ihre Periode
- Frauen haben meistens Angst in Parkhäusern oder dunklen Parks, sind öfters zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, sollte bei der Städteplanung mehr berücksichtigt werden
- von Frauenrechten in in vielen anderen, ärmeren oder religiös geprägten Ländern brauchen wir gar nicht anfangen
Ich könnte noch stundenlang weitermachen. Wer noch mehr wissen will, ich habe schon mal das Buch : Unsichtbare Frauen von Caroline Criado-Perez, empfohlen und tue es hiermit nochmal, es sollte an jeder Schule Pflichtlektüre werden.
Und nein, ich will den Männern nicht ihre Rechte absprechen, ich will nur die Gleichen haben! Wir Frauen haben ganz andere Eigenschaften und mit diesen müssen wir lernen zu arbeiten. Aus uns sollen nicht Männer werden, wir sollten nicht konkurrieren, es sollte aber ein Verständnis aufgebaut werden, dass wir Dinge nun mal anders anpacken und erledigen.
Was ist nun zu tun? Vieles liegt natürlich an der Politik, wie z.B. die Frauenquote, die richtig und wichtig finde, nicht für immer, aber mindestens solange bis man sich an weibliche Führungskräfte gewöhnt hat und sich die Machtstrukturen ändern. Mehr Flexibilität für Mütter, Kinderbetreuung, helfende Väter, gleicher Lohn, Lohn für Care-Arbeit, zumindest eine angerechnete Rente... Also Augen auf bei den Wahlen, denkt nach wem ihr eure Stimme gebt!
Wir können Petitionen unterschreiben, unsere Töchter und Söhne für diese Themen sensibilisieren und endlich anfangen am gleichen Strang zu ziehen.
Liebe Frauen, hört auf euch gegenseitig schlecht zu machen, hört auf zu konkurrieren, jede Frau hat ihr eigenes Lebensmodell und darin muss man sie unterstützen. Keine Frau ist besser weil sie sich für die Kinderbetreuung entschieden hat, keine ist besser, wenn sie Karriere macht. Es ist egal ob sie kein Make-up trägt und sich die Achselhaare wachsen lässt oder mit Highheels ihre Kinder von der Schule abholt. Es ist nicht euer Problem, jede Frau soll so glücklich werden wie sie mag. Aber unser Problem ist, wenn wir nicht zusammenhalten, wird sich nichts ändern.
Mensch Mädels, wir können es doch, uns kümmern, sozial sein, vorausschauend handeln, unterstützen und es uns schön machen. Genau das sind doch unsere Grundkompetenzen, oder nicht? Es kann doch nicht sein, dass unsere Stutenbissigkeit und Ignoranz und unser Hang zum lästern und konkurrieren uns dabei hindern, eine bessere Welt für Frauen zu gestalten.
Ich habe so viele tolle Frauen in meinem Leben, Mütter, nicht Mütter, groß, klein, dick, dünn, alle samt die besten Freundinnen die man sich wünschen kann und alle komplett verschieden. Uns eint alle, dass wir versuchen den Alltag zu bewältigen, glücklich zu werden und uns dabei nicht zu vergessen. Und ich weiß genau warum mir das Leben diese Frauen zur Seite gestellt hat, damit ich mit ihnen lachen und tanzen kann, damit ich von ihnen lerne und damit wir gemeinsam diese Welt für alle Frauen besser machen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Weltfrauentag und schicke jeder von euch einen virtuellen Strauss Blumen und eine fette virtuelle Umarmung!
Ich beende nun meinen Monolog mit Beyonces Worten:
WHO RUN THE WORLD? GIRLS!!!!!
Eure Dani